Sprache und Rückenschmerzen

Die Art wie du mit dir über deine Schmerzen redest bzw. welche Einstellung du zu ihnen hast, hat einen großen Einfluss auf deine empfundenen Schmerzen. Das gilt ganz ganz besonders für wiederkehrende oder chronische Rückenschmerzen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du dir diesen Zusammenhang vorstellen und wie du ihn für dich nutzen kannst.

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Einführung

Die Art wie du mit dir über deine Schmerzen redest bzw. welche Einstellung du zu ihnen hast, hat einen großen Einfluss auf deine empfundenen Schmerzen (Buchbinder et al. 2018). Das gilt ganz ganz besonders für wiederkehrende oder chronische Rückenschmerzen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du dir diesen Zusammenhang vorstellen und wie du ihn für dich nutzen kannst.

Früher und heute

Früher hat man Schmerzen immer dort behandelt, wo man sie gespürt hat. Tat der Rücken weh, so wurde ausschließlich der Rücken behandelt. Es wurden heiße Packungen, Massagen und Übungen angewendet – aber kein Mensch sprach von psychischen oder sozialen Faktoren. Gott sei Dank ist die Wissenschaft heute einen großen Schritt weiter. Heute weiß man, dass Schmerzen auf verschiedenen Ebenen entstehen. So wie Schmerzen verschiedene Ebenen unseres Lebens beeinflussen können, so wirken diese Ebenen eben auch auf die Schmerzen. Es ist so gesehen eine Wechselbeziehung. Experten und Schmerzwissenschaftler sprechen hier von dem sogenannten „Biopsychosozialen Modell“ – es gibt also eine Bio- bzw. körperliche Ebene, eine psychologische Ebene und eine soziale Ebene. Wenn wir über die Wirkung von Sprache und Einstellungen auf Rückenschmerzen sprechen, dann beziehen wir uns auf die psychologische Ebene. 

Kopf und Körper lassen sich nicht trennen

Anders als früher, trennt man Kopf und Körper nicht mehr, wenn man über Schmerzen spricht.  Schmerzen können ursprünglich mal in einem Körperbereich entstanden sein, aber der Schmerzreiz gelangt über Nervenbahnen ins Gehirn und wird dort verarbeitet und beeinflusst. Das bedeutet aber auch, dass alles, was im Kopf passiert – Gedanken, Interpretationen, Sprache, Einstellungen – wiederum auf die Schmerzen wirken kann. Wie sehr unser Kopf unseren Körper „im Griff“ hat, lässt sich gut mit dem Zitronen-Vergleich umschreiben. Wenn du dir vorstellst, dass du in eine saure Zitrone beißt, so spürst du ein kleines Bitzeln im Mund. Vielleicht merkst du sogar eine vermehrte Speichelbildung – und das, obwohl weit und breit keine Zitrone in Sicht ist. So ähnlich kannst du es dir mit Rückenschmerzen vorstellen.

Deine Sprache: Verstärker oder Dämpfer

Deine Sprache oder deine Einstellungen können als Verstärker oder Dämpfer auf die Rückenschmerzen wirken. Studien zeigten sogar, dass v.a. psychologische Faktoren darüber entscheiden, ob ein Schmerz chronisch wird (Linton 2000, Pincus et al. 2002). Wenn du beispielsweise zu dir selbst sagst: „Die Rückenschmerzen sind so schlimm, dass muss einen gefährlichen Grund haben. Was ist, wenn die Schmerzen nie wieder gehen?“  dann wirkt diese Sprache wie ein Verstärker oder Lautsprecher auf deine Schmerzen, weil diese Information im Gehirn verarbeitet wird.

Wenn du dir aber ins Gedächtnis rufst, dass die Wissenschaft belegt, dass

  • „Anhaltende Rückenschmerzen selten mit ernsthaften Gewebeschäden verbunden sind“ (O’Sullivan, 2020)
  • „Anhaltende Rückenschmerzen zwar beängstigend sein können, aber selten gefährlich sind“ (O’Sullivan, 2020)
  • „Eine Mehrbelastung das Gewebe vorübergehend sensibler machen kann, aber es kein Zeichen dafür ist, dass man sich selber Schaden zugefügt hat (O’Sullivan, 2020)

 … dann wirkt diese Sprache bzw. diese Einstellung wie ein Dämpfer für die Schmerzen. Wie ein Hustensaft, der den Hustenreiz etwas lindert. 

Nutze deine Sprache

Nutze den Zusammenhang zwischen Sprache/Einstellungen und Schmerzintensität für dich selbst. Es geht dabei nicht darum, die Schmerzen klein zu reden, sondern die Wirkung der eigenen Psyche für sich zu nutzen. Die eigene Psyche ist bei Schmerzen ein unheimlich großer Hebel, den viele unterschätzen. Nicht umsonst spielen die Psychotherapie und auch Entspannungsübungen in ausgewiesenen Schmerzkliniken so eine große und wichtige Rolle. Zum einen, weil es hilft mit den Belastungen besser klarzukommen und zum anderen, weil wir wissen, dass das Verstehen von Schmerzen und die aktive Entspannung Beschwerden lindern können. Versuche daher dich immer wieder daran zu erinnern, dass Schmerzen in den seltensten Fällen gefährlich sind und bleibe in Bewegung – das ist mit Abstand der wichtigste Tipp, der in allen aktuellen Leitlinien bestätigt wird.

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Literatur

  • Buchbinder R, van Tulder M, Öberg B, Costa LM, Woolf A, Schoene M, et al. Low back pain: a call for action. Lancet 2018 Jun 9;391(10137): 2384–8.
  • O’Sullivan, P. B., Caneiro, J. P., O’Sullivan, K., Lin, I., Bunzli, S., Wernli, K., & O’Keeffe, M. (2020). Back to basics: 10 facts every person should know about back pain. British journal of sports medicine, 54(12), 698-699.
  • Linton SJ. A review of psychological risk factors in back and neck pain. Spine (Phila Pa 1976) 25(9), 1148–1156 (2000).
  • Pincus, T., Burton, A.K., Vogel, S., Field, A.P. A systematic review of psychological factors as predictors of chronicity/disability in prospective cohorts of low back pain.
    Spine (Phila Pa 1976) 27(5), E109–E120 (2002).

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